
Öffnungszeiten Do und Fr 16 — 19 Uhr Sa und So 14 — 17 Uhr oder nach Vereinbarung |
Künstlerhaus S11 Schmiedengasse 11 CH — 4502 Solothurn |
circolare
Kunst im Kreislauf
21. Februar — 16. März 2025
Das Künstlerhaus S11 in Solothurn möchte gerne in Zusammenarbeit mit dem Künstler und Kurator Meinrad Feuchter mit einem neuen Format einem weitverbreiteten Phänomen in der bildenden Kunst nachgehen. Kunst im Kreislauf oder Kreislaufkunst. Die Kunstgeschichte kennt zahlreiche Beispiele und Gründe dafür, dass Kunstwerke nach einem ersten Einsatz einer Wiederverwendung zugeführt wurden, manchmal aus konzeptionellen, häufig auch aus ökonomischen Gründen. In der Ausstellung im S11 sollen neben solchen Kunstwerken, die nach ihrem ersten Verfallsdatum ein weiteres „Leben“ erhalten haben, auch Werke gezeigt werden, die aus wiederverwendeten Gegenständen entstehen oder auf konzeptionelle Weise auf Kreislaufprozesse in der Gesellschaft hinweisen oder den Kreislauf des Lebens an sich thematisieren. Beteiligte Kunstschaffende sind Philipp Hänger, Christoph Hess alias Strotter Inst., Patricia Jacomella-Bonola, Dominik Lipp, Franco Müller und Meinrad Feuchter.
Vernissage | Freitag | 21. Februar 2025 | 19 Uhr | Einführung durch Martin Rohde (Kunsthistoriker)
Medienmitteilung (PDF), Bericht in der Solothurner Zeitung (PDF)
Philip Hänger (www.haenger.ch)
Happy Hour, 2025
Hänger zieht seine Werkstoffe aus gebrauchten Materialien und komponiert diese zu neuen Arrangements. So verbinden sich seine gesuchten und gefundenen Objekte mit medialen Elementen zu einem künstlerisch angelegten Wohnzimmer. In der Installation «Happy Hour» verflechten sich die Bezugsebenen zwischen den Einzelteilen in einem dynamischen Prozess. So drehen sich die Gedanken immer wieder um das Lebendige und dessen Spuren in der Zeit.
Patricia Jacomella Bonola (www.patriciajacomella.com)
Marie Antoinette, 2025
Diese Arbeit greift die Konzepte von Mode, Luxus und sozialem Verhalten durch die Kreation eines Kleides auf. Es handelt sich um eine Reproduktion des Kleides, das auf dem Gemälde der Malerin Louise Elisabeth Vigée Le Brun abgebildet ist und das von Königin Marie Antoinette 1785 getragen wurde. Es ist ein Bild, das eine schockierende Realität widerspiegelt, denn vier Jahre später brach die Französische Revolution aus. Metaphorisch verweist das Bild auf die opulente westliche Gesellschaft mit allen daraus resultierenden Konsequenzen. Ein Exzess, der das Ende der Monarchie und den Wendepunkt in der europäischen Geschichte markierte. Eine Zeit, die ich mit der heutigen Gesellschaft verbinde, in der wir, beeinflusst von Moden, angetrieben von der Suche nach Wohlbefinden und einem materialistischen Lebensstil, den Punkt erreicht haben, an dem es für die natürlichen Ressourcen des Planeten kein Zurück mehr gibt. Mit dieser Arbeit möchte ich eine Gegenmode lancieren und neue Lebensstile vorschlagen. Inspiriert von Le Bruns Gemälde habe ich das Kleid, im Gegensatz zu der luxuriösen Robe, die die Königin trug, aus Abfallstoffen, Pailletten und Garnen kreiert, die aus der Stickereifabrik Hoferhecht in Österreich, dem Herkunftsland der Königin Marie Antoinette, gewonnen wurden. Durch den Vergleich des von der Mode geprägten Sozialverhaltens mit aktuellen ökologischen Realitäten veranschaulicht das Werk die Paradoxien der Konsumkultur und lädt uns ein, über den Kontrast zwischen den Idealen der Vergangenheit und den ökologischen Herausforderungen von heute nachzudenken.
Dominik Lipp (www.dominiklipp.ch)
Bildrollen-Bildspulmaschine, Bilderturm (2020)
Die künstlerische Arbeit von Dominik Lipp (*1974 in Luzern) beinhaltet einen vielschichtigen und spartenübergreifenden Umgang mit Malerei, Installation, Objekten und Performances. Dominik Lipp hat einen Grossteil (ungefähr 130m2 Leinwand) seiner grossformatigen Ölmalereien in Streifen geschnitten und zu insgesamt 13 Bildrollen neu zusammengesetzt. Der zerstörerische Akt des Zerschneidens steht dem aufbauenden Akt des Zusammenrollens gegenüber, was im Endeffekt eine radikale Verdichtung der Bildinhalte generiert sowie den Kreislauf der Kunstwerke andeutet. Zudem hat Dominik Lipp eine Bildspulmaschine konstruiert, in welcher sich eine einzelne, fix installierte Bildrolle befindet. Mit dem performativen Akt des Drehens ermöglicht die Maschine eine neuartige, audiovisuelle Erfahrung der Ölmalereien; die vormaligen Bilder werden hörbar.
Strotter Inst. (http://www.strotter.org/)
#231 VERORTUNG 2025
Strotter Inst. legt sich auf die Couch. Nach Höhen und Tiefen in der Entwicklung von Strotter Inst. wird ergründen was den Strotter Inst. ist und wie die Seele von Musik erfasst werden kann. Beispielhaft lässt sich Strotter Inst. durch seinen Spiritus Rektor Christoph Hess analysieren. Die Frage ist nicht nur was Strotter Inst. bewegt, was sind seine Themata etc., sondern wie lässt sich Musik ausserhalb von Klang darstellen. Kann Musik auch dreidimensional materialisiert werden. Wie sinnvoll ist diese Ergänzung und was bringt dies den Rezipierenden.
Die VERORTUNG wird das Innere von Strotter Inst. freilegen. Analog zur Tiefenpsychologie entsteht eine komplexe Architektur-Struktur der Musik von Strotter Inst. Das verschachtelte künstlerische Denken von Strotter Inst. wird mehrdeutig zugänglich und so real wie möglich.
VERORTUNG erscheint konkret als manipuliertes Möbel. Dieses ist durchdrungen von Ideen, zersägt, ergänzt, bemalt, beschriftet und voller Klänge. VERORTUNG ist Modell / ist Tonträger / ist Text / ist Collage / ist Ort.
Die Interpretation liegt im Auge / Ohr der Rezipierenden. Das Konstrukt spiegelt entsprechend dem foucaultschen Begriff der Heterotopie die gedanklichen / musikalischen Welt der Betrachtenden und wird zur eigenen VERORTUNG.
Meinrad Feuchter (www.meinradfeuchter.ch)
Die Werke des Solothurner Künstlers Meinrad Feuchter (*1959) haben ihren Ursprung in den Neunzigerjahren. Papierarbeiten mit monochromen Farbflächen, die einst in mehreren Schichten mit gebundenen Pigmenten & Wasser auf hochwertige Aquarellpapiere aufgetragen wurden. Die Farbtöne sind von der Natur inspiriert, die Flächenaufteilung geometrisch, dem menschlichen Ordnungssinn nachempfunden. Geschichte, Geschichten. Primäres samt entsprechenden Emotionen und Attitüden im und mit dem Heute reformieren und verbinden. Während dem Überarbeitungsprozess hat sich der Künstler gegen das klassische Rezyklieren, bei dem es in der Regel (nur) um die Rohstoffe geht, entschieden. Das Übermalen der Bilder zum Beispiel, das Bild (nur) als Malgrund zu benutzen, hat er verworfen. Den bestehendem Malduktus wollte er erhalten und den Bildern mittels der Schneidetechnik (Fragmentierung/Defragmentierung) einen neuen Rhythmus verleihen. Ein minimaler Prozess mit bedeutender Wirkung.
Franco Müller
„Non-finito“, „Momentaufnahme“, „offene Fragen“
In den drei Ausstellungsbeiträgen des Solothurner Künstlers Franco Müller (*1962) geht es um drei Positionen, welche die persönliche Wahrnehmung in unterschiedliche Richtungen lenken können. Das Material dazu stammt aus dem Fundus früherer Ausstellungen, und wird vom Künstler für dieses Projekt neu zusammengestellt. Bei „Non-finito“ handelt es sich um sieben Bleistiftzeichnungen auf Leinwand, die mit verschiedenen Elementen auf das Unfertige, das Nicht-Perfekte verweisen. Bei der „Momentaufnahme“ handelt es sich um eine Installation, bei der eine Überlagerung einer situativen Kameraprojektion mit schattenwerfenden Spannseilen die Wahrnehmung des Raums herausfordert. Und schliesslich wird der Kreislauf zwischen diesen Arbeiten durch KI-generierte Manipulationen gezogen.